An einem sauberen weißen Sandstrand brauche ich nur
die Hand auszustrecken und zu empfangen – sucht zuerst die Pforten des Himmels und euch wird alles gegeben! Ich strecke meine Hand aus und erkenne mich als Liebe, die ich schon immer war. Die Liebe, die Eine, die nichts Trennendes kennt. Ich bitte um Verzeihung, dass ich meine Türen so lange geschlossen hielt. Ich hatte Angst, verletzt zu werden. Ich hatte Angst, von dem zurückgewiesen zu werden, was ich am meisten liebe. Ich hatte Angst, alles zu verlieren, wenn ich meine Türen zu weit öffnete und der Wind hereinwehen ließe. Wo Angst ist kann keine Liebe sein – es tut mir leid mein wahres Wesen vergessen zu haben! Ich öffne meine Türen und alles, was ich je gesucht habe, wird mir gegeben. Alles ist immer Eins gewesen, ich bin und bleibe. Ich öffne meine Türen so weit, dass der Wind mein Haus vollständig rein bläst. Zurück bleibt pure Klarheit, Licht. Und ich gewahre, dass Tuulikki bloss als ein Gedanke im ewigen Meer des Bewusst-Seins existiert.
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Ich hatte das Bedürfnis, mich zurückzuziehen, und so befinde ich mich in der Mitte von nirgendwo, am Finnischen Saimaa Seegebiet mit seinen tausenden Buchten und Kiefern bestandenen Klippen. Im Winter nimmt das Licht schon am frühen Nachmittag ab und die Wärme von der Sauna,
gelegen am See-Ufer, zieht mich an. Ich begebe mich fort, halte aber an und bewundere den sternklaren Himmel und höre auf die Stille. Da spüre ich plötzlich eine merkwürdige Wehmut und fühle mich verlassen, als hätte ich niemanden in der Welt, der mich unterstützen könnte. Es wäre einfach, dieses Gefühl zu beseitigen. Stattdessen gebe ich aber vollkommen nach und atme das Gefühl so lange ein, bis es mich vollkommen erfüllt. Und da fällt es mir ein: als ich zur Geburt unseres ersten Kindes aufbrach, empfand ich dieses Gefühl von Unsicherheit und Ungewissheit. Ich hatte nur eine vage Vorstellung, wie eine Geburt ablaufen würde und was mich erwartete. Ich brach auf und kehrte mit einem neuen Leben nach Hause zurück, einem Leben, das zu kontrollieren mir unmöglich war. Als Akademikerin hatte ich viel gelesen und mich gründlich auf das Kommende vorbereitet. Ich lernte, dass ein regelmäßiger Rhythmus wichtig ist. Also hatte ich für den Neuankömmling einen genauen Tagesplan entworfen, der aus Essen, Schlafen und „Beisammensein“ bestand. Als ich mit dem neuen Erdenbürger zuhause ankam, herrschte draußen ein Jahrhundertfrost. Als erstes verweigerten sich die Elektroöfen meiner Kontrolle – ich hatte darum gebeten, zusätzliche Heizmöglichkeiten zu besorgen, schließlich sollte es das neue Leben in seinem neuen Zuhause ausreichend warm haben. Als Folge unserer Wärmeregulierungsversuche brannten die Sicherungen durch und die Stromversorgung im ganzen Haus gab den Geist auf. Das Baby hat sich keinen Deut darum geschert, sondern nach seinem eigenen Rhythmus gelebt und das Leben allem Anschein nach genossen. Nachts gab es nichts Interessanteres als zu wachen und tagsüber nichts Schöneres als zu schlafen. Es schien fast, als ob der kleine Wurm seiner studierten Mutter schon damals zeigen wollte, dass man das Leben nicht kontrollieren kann! Alle drei Kinder sind schon auf und davon; wir haben uns voneinander gelöst – haben wir tatsächlich? Von Versuchen, ihr Leben zu kontrollieren, habe ich Abstand genommen, oder es wenigstens versucht. Würde ich mich jetzt trauen, ins Ungewisse zu springen, und der Versuchung zu widerstehen, das Leben kontrollieren zu wollen? |